Die einführende Themen

Die Entstehung des christlichen Mönchstums

Aus den erhaltenen literarischen Quellen wissen wir, dass einige Christen in den ersten Jahrhunderten nach Christus (vor allem im 4. Jh.) fühlten die Berufung zum disziplinierten und asketischen Leben in der Abgeschiedenheit von der Welt. Ihres Leben sollte vom Gebet und von einfachen Handarbeit ausgefüllt sein. In Ägypten, Palästina und Syrien lebten solche Menschen als Einsiedler oder schliessen sie sich in die Kommunitäten zusammen (so genannte Koinobiten oder Zönobiten). Allmählich verbreitete sich das Mönchstum auch in der Grenzen des westlichen Teils des damaligen Römischen Reichs. Die originäre breite Formvielfältigkeit von Mönchslebens begann nach und nach durch geschriebene Normen (deutsches Wort »die Regel« kommt vom lateinischen Wort regula) reguliert und dirigiert werden. Diese Regeln wurden geschrieben von Vorstehenden der Kommunitäten für die Mönchsgemeinschaften, die sie leiteten. Beim Schreiben stützten sie auf den eigenen Erfahrungen mit dem Mönchsleben und mit Lösungen der praktischen Angelegenheiten ihres gemeinsamen Lebens. Ausser anderem verhinderten sie auch den ungesunden Auswüchse – vor allem ging es um die Übertreibung und Wettbewerb in der Askese. Für das Mönchstum im Osten sind die grösste Autoritäten Pachomius in Ägypten und der Mönch und Bischof Basilius der Grosse in Kleinasien und im Griechenland (Byzanz) geworden. Für Westen war von grosser Bedeutung das Wirken von heiligen Augustinus, Johannes Cassian und vor allem heiligen Benedikt von Nursia.

Auf Grund der einzigen Quellen, die wir zur Verfügung haben, nämlich des II. Buches der Dialoge Papstes Gregors des Grossen, kann man stellen eine hypothetische Chronologie von Benedikts Leben dar. Er ist um das Jahr 480 (das Jahr wird von dem tradierenden Sterbejahr abgeleitet; dieser Datum aber auch unsicher wird) in Nursia (Mittelitalien, heutige Norcia) im umbrischen Apennin in eine Familie von reichen freien römischen Bürger geboren. Davon die Erwähnung vom Benedikts Studium in Rom (um 495) zeugen könnte. Gregor der Grosse erzählt, wie ihm das lasterhaftes Leben im Milieu der gros-städischen Gesellschaft zuwider wurde. Infolge davon verliesst er seine Studien in Rom und zog er sich zuerst in die Einsamkeit der Sabiner Berge von Enfide (heutige Affile) und dann ins Tal des Flusses des Anio (Aniene) bei Sublacus (Subiaco), etwa 80 km östlich von Rom, zurück. Dort begegnete er den Mönch Roman, der ihn führt ins Mönchsleben ein. Kurz danach haben ihn die Mönche aus dem nicht weit ligendem Kloster Vicovaro bei Tivoli nach dem Tod ihres Vorstehenden zum Abt gewählt. Bald ist aber unter ihnen zur Streitigkeiten gekommen, weil Benedikt nicht bereit war sich mit weltlichen Lebensweise der Kommunität in Vicovario abzufinden. Als die Mönche bemühten sich ihn durch Gift verbringen, ging er wieder weg in die Einsamkeit bei Subiaco. Hier aussuchten ihn allmählich die Leute, die sahen sich nach dem mönchischen Lebensweise. In der Umgebung von Subiaco wuchsen dann zwölf Klöster, denen jedem stand der Abt vor; jedes mit zwölf Mönche. Benedikts Popularität erweckte den Hass beim Priester Florentius. Um die Angriffe vorzubeugen verlässt Benedikt Subiaco und im Jahre 529 gründet er das Kloster in Monte Cassino (zirka 140 km südlich von Rom entfernt). Hier schreibt Benedikt seine Regel zusammen und setzt sie auch gleich ins Leben. Trotzt seinem nicht besonders grossem Umfang stellt diese Schrift mit seinem Einfluss aber eine der wichtigsten Werke in der europäischen Geschichte dar. In Monte Cassino, der Tradition nach am 21. März 547, ist Benedikt auch gestorben. Traditionsgemäss wurde er ins Grab von seinem Schwester Scholastika beigesetzt. Auch Scholastika lebte als Nonne, und zwar in Piumbarole nicht weit von Monte Cassino.

Die Benediktusregel

Seine Ordensregel, die über die wesentliche Elemente des Mönchstum behandelt, fasste Benedikt ungefähr 529 zusammen. In ihr kann man vom Leben im Kloster, gemeinsamen Gebet, Gehorsamkeit, Demut, Einnehmen von Novizen und der Gäste, und auch von Eigenschaften des Abtes und von seiner Wahl lesen. Ausserdem widmet Benedikt auch die Aufmerksamkeit der Umgehen mit dem Klosterbesitz, sowie dem Charakter eines Mönches, der mit seinem Verwaltung betreut wird. Bei dem Schreiben der Regel nutzte Benedikt die ältere aszetische und geistliche Schriften vom geistlichem Leben. Es waren vor allem die Werke von Johannes Cassian, Basil des Grossen und hl. Augustin. Ausser diesen Autoren nutzte er die Gallische Regel und die Lebensbeschreibungen der sogenannten Väter von Jura, vor allem aber die anonyme Regel vom sogenannten Magister. Dieses kurzes Verzeichnis der Quellen der Benedikusregel zeigt, dass seit dem 5. Jh., also in der Zeit wenn in Westeurope verbreitete sich die Mönchsbewegung, wurde ganze Reihe von Normen des Klosterlebens (Regel) geschrieben, egal schon ob vor dem Benedikt und seinen Zeitgenossen, oder während der nächsten Jahrhunderte. Nur eine einzige von diese Menge hatte aber die wesentliche Bedeutung für den ganzen christlichen Westen gehabt. Es war gerade die Regel, die für seines Kloster Benedikt von Nursia geschrieben hat. Diese Bedeutung erreichte sie aber nicht in der Zeit ihrer Entstehung, wenn sie nur eine unter anderen war, sondern erst während der zukünftigen Entkwicklung des Mönchstum im Europe. Ungefähr während der zwei Jahrhuderte wird die Benediktusregel in westeuropäischen Klöster paralell mit anderen Regel benutzt; vor allem mit den Ordensnormen des irischen Mönches hl. Kolumban. Als einzige verbindliche Norm des Ordensleben begegnen wir die Benediktusregel erst am Ende des 7. Jh. in England. In Klöster der kontinentalen Europe setzte sich die Benediktusregel als auschliessliche Regel erst am Beginn von 9. Jh. durch. Dafür verdanken wir gewissem Benedikt, der als Mönch in Anian lebte. Mit Unterstützung des Kaisers Ludwigs des Frommen ist ihm in den Jahren 816–819 gelungen den Prozess der (einstweiligen) Vereinigung der Mönchsnormen mit den Gewonheiten im Rahmen des Karolingischen Reiches verwirklichen.

Die Benediktiner und der Anfang des Christumtums im Böhmen

Prozess der Verbreitung des Christumtums in böhmischen Ländern war langfristig. Nur allmählich ersätzte der neue Glaube die alte heimische Religion, die eng mit der Natur verbunden war. Das Christentum stellte zugleich den Ideenrahmen der neuen Differenzierung und der neuen Organisation der Gesellschaft dar. Die traditionelle Stammesstruktur der vorchristlichen Gesellschaft wurde in die Gestalt des mittelalterlichen Staates transformiert. Im Unterschied von früher dem Römischen Reich gehörigen westeuropäischen Gebiete, wo Prozess der Aufnahme von Christentum mehr kompatibil mit älteren Traditionen dieses Reiches war, kommt das Christentum in die böhmische Länder und mit ihm verbundene kulturelle und auch soziale Muster schon als vollendetes komplexes System. Böhmen war Teil des christlichen Mitteleuropa schon seit der Hälfte des 9. Jh. — in der Zeit der grössten Blütezeit des Grossmährischen Reiches. Die Diskussionen über dem Charakter des grossmährischen Christentums bis heute noch nicht ganz abgeschlossen werden. Die Bedeutung der byzantinischen kyrillo-methodischen Mission für Böhmen ohne Zweifel gross war — der erste historisch bezeugte Fürst aus dem Herrscherhaus von Přemysliden nahm mit seine Frau Ludmila die Taufe durch Hände des mährischen Bischofs Method um 880 ein. Die erste erhaltene Erwähnung aus dem Jahre 845 von dem Taufe der böhmischen Adeligen bezieht sich aber nicht zu dieser Mission, sondern zur Regensburger Diözese. Die Missionäre aus Bayern brachten ausser den neuen Glauben auch die Kultur des Karolingischen Reiches. Am Ende 9. Jh. trennte sich Böhmen vom damals schon schwachen Grossmährischen Reich ab. Dadurch ist das Land in den unmittelbaren Machteinfluss des Fränkischen Reiches gekommen. In Folge davon gewonnen an Wichtigkeit die Missionsaktivitäten aus Regensburg. Weil das Bistum Regensburg unteilbar mit dem benediktinischen Kloster von St. Emmeram verbunden war, kann man sagen, dass in böhmischen Ländern wirkten die benediktinische Mönche gerade als Glaubensträger früher als die erste Klöster hier entstanden. Zu dieser Zeit ist Böhmen kirchlich auch Teil der Diozöse Regensburg geworden. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass beim Sankt Emmeram gab es ein Skriptorium, wo liturgische Bücher entstanden, die für Slawenmissionen bestimmt wurden. Nachweislich ist hier z. B. die älteste auf Latein geschriebene Legende von hl. Wenzel (mit ersten Wörter des Textes »Crescente fide« ganannt) entstanden. Ebenfalls unter dem Einfluss von Regensburg entstanden in Böhmen seit Mitte von 10. Jh. die Grundstrukturen der kirchlichen Organisation und der christlichen Gesellschaft. Zuerst auf dem Gebiet von Mittelböhmen, das unmittelbar unter dem Einfluss der böhmischen Fürsten stand und danach auch auf den Gebiete, die diese Fürsten Schritt für Schritt gliederten zu ihre ursprüngliche Domäne ein. Am Ende der Regierung des Fürsten Boleslav I. († 973) stellte Böhmen schon einen gut konsolidierten Staat dar, der ungefähr die gleiche Grenze wie der heutige tschechischer Staat hatte. Vom Erfolg der Regierung seines Sohnes Boleslav II. kann man sprechen in der Zusammenhang mit der Gründung des Bistums in Prag. Dies ermöglicht wurde dank dem Regensburger Bischof hl. Wolfgang, der mit der Abtretung von Böhmen aus dem Rahmen seiner Doiozöse einverstanden war. Die neuentstandene Prager Diozöse dem Erzbistum Mainz untergeordnet wurde. Schliesslich im Jahre 1344 wurde diese Entwicklung durch die Entstehung von selbständigen Erzbistum in Prag vollendet. Prag ist damals Metropole und Kopf der eigenen Kirchlichen Provinz geworden.

Das erste Kloster in Böhmen – die Benediktinerinnenabtei zum Heiligen Georg auf der Prager Burg

Die Sanktgeorgskirche auf der Prager Burg hat der Fürst Vratislav um das Jahre 920 gegründet. Ihre Einweihung erlebte er aber nicht, weil ist er schon dieselbes oder nächstes Jahr gestorben. Kie Kirche wahrscheinlich im Jahre 925 eingeweiht wurde; damals der Fürst Wenzel liess dorthin den Leib seiner Grossmutter Fürstin Ludmila überfahren.
Bei dieser Kirche zwischen den Jahren 967–973 gründete Fürst Boleslav II. mit Einvertändnis des Papstes Johannes XV. das Kloster der Benediktinerinnen. Schon vorher liess derselbe Herrscher die Kirche überbauen. Die erste Äbtissin ist seine Schwester Mlada-Marie (930/945–994) geworden.
Mlada war das jüngste von vier Kinder des böhmischen Fürsten Boleslav I. († 967/972) und seiner Frau Biagota. Wahrscheinlich zwischen den Jahren 965—967 pilgerte Mlada zur Wallfahrt nach Rom und hier trat sie ins Kloster der Benediktinerinnen bei St. Agneskirche ein. In diesem Kloster blieb sie zwei oder drei Jahre. Ausser dem geistlichen Ziel dieser Reise hatte sie eine wichtige Aufgabe von seinem Vater bekommen (oder von seinem Bruder der ist vielleicht schon Fürst geworden) – sie sollte vom Papst das Erlaubnis zur Gründung des Prager Bistums erwerben.
Ihre Varhandlungen mit dem Papst, in denen Mlada den böhmischen Herrscher vertrat, waren erfolgreich: für die Gründung des selbständigen böhmischen Bistums sowie auch für die Grüngung des ersten Klosters war nun die Tür offen.
Für die böhmische Länder war das Kloster von grosser Bedeutung: in dieser Weise wurde das Mönchstum ins Land eingeführt und zugleich in diesem Kloster die Fundamente der christlichen Erziehung für die Frauen aus den adeligen Familien gelegt wurden. Nicht alle hier erzogene Frauen sind aber im Kloster als Nonne geblieben.
In der Georgsbasilike wurden im 10. Jh. auch die Herrscher aus dem Hause der Přemysliden beigesetzt.